Immo-Markt kippt - Gartenbau als Frühindikator?

Der Immo-Markt kippt. Aufträge im Gartenbau brechen gemäss Insidern z.T. bereits massiv ein. Kündigt sich eine massive Rezession an?

 

Der Blick vom 9. Oktober schreibt in der Online-Ausgabe: "Die Häuser-Party in der Schweiz ist vorbei. Die Nachfrage nach Eigenheimen sinkt. Und bei den Mehrfamilienhäusern fallen die Preise bereits." N-TV berichtet sogar, dass in Deutschland gemäss dem IFO-Institut bereits jedes sechste Projekt auf Eis gelegt wird und gemäss UBS in den nächsten Quartalen "mit erheblichen Preiskorrekturen zu rechnen" ist.

 

Welche Konsequenzen hat dies für den Gartenbau? Welche Firmen und welche Bereiche sind bei einer möglichen Rezession besonders gefährdet bzw. betroffen? Welche Bereiche bzw. welche Firmen sind von einer möglichen Rezession weniger betroffen? Kann der Gartenbau wie ein Frühindikator für den Immobilienmarkt gesehen werden?

 

Wir haben mit Martin Spinnler, CEO der Handwerker Plattform AG gesprochen:

 

Der Immo-Markt ist am kippen. Welche Konsequenzen hat dies für den Gartenbau?

Gartenbesitzer beginnen zunehmends bei Gartenbau-Investitionen zu sparen. Der Gartenbau kommt beim Bau eines Hauses immer am Schluss. Aus dem Blickpunkt eines Bauherrn oder einer Bauherrin gehört der Garten daher theoretisch oftmals zu dem Bereich bei einem Neubau oder einer Renovation, bei welchem am ehesten gespart werden kann. Im jetzigen Marktumfeld, bei welchem die Preise markant, beinahe unkalkulierbar steigen, wird logischerweise hier gespart. Das heisst, es werden eher günstige Materialien verwendet, die Gartenarchitektur wird auf ein Minimum reduziert und der Garten soll später möglichst kostengünstig im Unterhalt sein. Wichtige Margen und Premium-Arbeiten gehen so für die Gartenbauer verloren. Die goldene Regel bei Handwerkern heisst ja nicht umsonst, dass mit den verrechneten Personal- und Maschinenkosten grundsätzlich die Basiskosten eines Projektes getragen und mit den Produkten/Materialien die Gewinne gemacht werden. Fallen diese weg, kann es schnell für viele Gärtner aus betriebswirtschaftlicher Sicht kritisch werden.

 

Welche Firmen und welche Bereiche sind bei einer möglichen Rezession besonders gefährdet bzw. betroffen?

Gemäss Branchen-Insidern brechen Aufträge im Gartenbau z.T. bereits massiv ein. Gartenbau-Firmen, welche auf das Neuanlagen-Business, vorallem auch im Mehrfamilienhaus-Bereich fokussiert sind, sind aus meiner Sicht besonders gefährdet. Hier werden bereits von Insidern besonders viele Stornierungen gemeldet und die Auftragslage verschlechtert sich zunehmends. In vielen Fällen betrifft dies besonders Firmen, welche mehr als 15-20 Mitarbeiter beschäftigen.

 

Welche Firmen und welche Bereiche sind weniger gefährdet bzw. betroffen?

Gartenbau-Firmen, welche über ein starkes Gartenpflege-Business verfügen, sind aus meiner Sicht weniger gefährdet und für eine mögliche Rezession besser aufgestellt. Das Grün in Gärten und Pärken wächst immer, egal wie die Wirtschaft gerade läuft, und muss regelmässig gepflegt werden - z.B. Jäten ist aus meiner Sicht nach wie vor eines der besten Geschäftsfelder im Gartenbau. Auch der Bedarf an kleineren Umänderungen in Gärten wird aus meiner Sicht ein interessantes Geschäftsfeld bleiben. Viele der kleineren Gartenbau-Firmen sind auf diese Bereiche spezialisiert und werden auch weiterhin genügend, regelmässige Aufträge haben. Des weiteren werden bereits gut digitalisierte Firmen sowie Firmen mit einer modernen, digitalen Marketingstrategie besser durch eine mögliche Krise kommen, da sie einerseits die Kosten up-to-date unter Kontrolle haben und andererseits ihre Sichtbarkeit bei Kunden erhöhen können.

 

Kann der Gartenbau wie ein Frühindikator für den Zustand des Immobilienmarktes gesehen werden?

Aus meiner Sicht JA. Warum? Da der Gartenbau grundsätzlich das ganze Spektrum des Bau- und Facility Management Marktes defacto abbildet (z.B. gehört das Bauen von Sitz- oder Parkplätzen, Natursteinmauern, Schwimmteichen oder Treppen ebenso zum Gartenbau wie auch das Pflegen von Gärten, Bäumen, Friedhöfen und Parkanlagen) steht der Gärtner sehr Nahe am Puls der Endkunden - und kann so die Stimmung dieser Kunden bereits in einem sehr frühen Stadium wahrnehmen und ist früh von allfälligen Kostenkürzungen betroffen, da der Gartenbau für viele ein Luxusprodukt darstellt.

 

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